Tage 17-25
Bariloche liegt auf ca. 800müM und wird oft als sehr ähnlich wie St.Moritz oder ein sonstiger Ort in den Alpen bezeichnen. Nun, das ist es nicht… einzig die Häuser sind zum Teil aus Holz und Stein gebaut, zudem gibt es an vielen Orten Schokolade zu kaufen. Ansonsten hat Bariloche viel Anderes zu bieten: schöne Refugios (Berghütten) und die jeweiligen Lagunen/Seen dazu, sehr trockene Landschaft (viel Sand), lokale Biere, Kiestrände, gutes Essen und Autostop freundliche Leute😉
Ich habe mich extrem gefreut, auf die Natur, die auf mich wartete und das schöne Wetter das angesagt war😎 Bereits im Bus nach Bariloche lerne ich Julia kennen, einen argentinischer Wandervogel. Sie verbringt 1 Woche in Bariloche und spricht Englisch – was zum jetzigen Zeitpunkt die Kommunikation noch ziemlich vereinfacht😉 Da wir erst gegen 18:00 in Bariloche ankommen, geschieht am Ankunftstag nicht mehr viel. Ich schaue mich ein bisschen im Städtchen um und verschaffe mir eine erste Übersicht.Am kommenden Tag (Dienstag) plane ich mit Julia in den Nationalpark Los Arrayanes wandern zu gehen. Wir begeben uns am Morgen zur Busstation und wollen Billete kaufen – doch alle sind schon verkauft… Wir entscheiden uns also Autostop zu machen (Mateo hatte mir gesagt, dass das in Patagonien Gang und Gäbe war).
Zum Glück habe ich eine sehr gesprächige, spanischsprechende Person an meiner Seite! Den Weg nach Villa la Angostura, dem Ort von dem aus der NP innert 3 km erreicht werden kann, machen wir in zwei Autostop Etappen. In beiden Fällen extrem freundliche Leute. Ein klares Zeichen, wann dich die Leute akzeptieren und mögen ist, wenn sie dich zum Matetee trinken mit ihnen einladen – was in beiden Autos der Fall ist (Covid gibt’s hier nicht by the way😅 – auf alle Fälle bin ich froh, es schon gehabt zu haben und 3 Impfungen zu haben).
Wir erreichen Villa La Angostura, wo uns eine Kollegin der Mutter vo Julia abholt, zuerst zum Supermarkt bringt für Sandwich etc und danach zum Eingang des NP fährt. Dort angekommen, bezahlen wir Eintritt in den NP (Preis für Argentinier: 200 Pesos, für mich: 1800 Pesos) Wir wandern los auf die 24km lange Wanderung. Die Wege sind trocken und staubig, es ist heiss. Aber zum Glück ist die gesamte Wanderung im Wald. Wir stoppen an einer Laguna zum Mittagessen (und natürlich Matetee trinken) und kehren erst relativ spät wieder nach Villa La Angostura zurück (mittels Autostop von NP). Wir wollen wiederum ein Busbillet kaufen, aber der Bus ist voll. Also geht’s wiederum mittels Autostop zurück nach Bariloche, eine Fahrt, die übrigens ca. 75min dauert.
Am Abend gehen wir in Restaurant Antares (Name eines lokalen Bieres) essen und bereiten die folgenden Tage vor: eine 4-tägige Wanderung via Refugio Frey, Refugio San Martin und Refugio Laguna Negra. Ich kaufe mir Schlafsack, Matte, Zelt, Gaskocher und Campingbesteck. Alles zusammen zu einem Preis von 350CHF! Wir gehen im Supermarkt essen für die Wanderung einkaufen und reservieren die Hütten (dies wird übrigens in den Hütten nicht überprüft – online kein Platz hiesse also nicht, dass man die Wanderung nicht machen kann).Am nächsten Morgen (Mittwoch) würde ich gerne relativ früh los. Ich muss aber noch Geld abholen etc, weshalb es 10:45 wird, bis ich bei Julia auf dem Campingplatz bin. Wir laufen um 13:15 los – sie hatte also 2.5 Stunden um sich bereit zu machen😂🙈.
Die erste Wanderung ist nur 4 Stunden, daher ist der späte Start nicht so verheerend. Wir erreichen nach einem langen Aufstieg auf klar ersichtlichem und gut präpariertem Weg das Refugio Frey – die Landschaft atemberaubend, es ist ist aber relativ kühl und windig. Wir machen einen Dosenznacht aus Thunfisch, Linsen und Mais. Danach geht’s ab in den Schlafsack, wo eine windige Nacht auf mich wartet. Ich schlafe wenig, das Zelt bleibt aber stehen😅Am Donnerstag steht die zweite Etappe auf dem Programm, es gibt zwei Aufstiege und zwei Abstiege zu bewältigen (insgesamt 750m rauf und 950m runter – die Höhenmeter fühlen sich aber sehr viel strenger an, da die Wege sehr schlecht präpariert und ersichtlich sind. Häufig sind es Geröllhänge, die es zu bezwingen gibt). Ich habe die Tage 2 und 3 als .gpx Track auf meiner Uhr abgespeichert, um den Weg sicher zu finden und die Distanzen besser einschätzen zu können.
Wir kommen ca. um 17:30 beim Refugio San Martin an. Es gibt Risotto zum Znacht💪 Julia hat Blattern an den Füssen und lehre Beine, sie weiss noch nicht, ob sie die nächste Etappe machen kann (es gibt einen direkten Weg zurück von diesem Refugio ins Tal und zurück nach Bariloche). Auf dem Camping treffen wir Manuela (Argentinien) und Jorge (Frankreich), die beide auch dieselbe Wanderung im Sinn haben. Da diese Etappe als die längste und schwierigste eingestuft wird, tun wir uns zusammen und wollen den kommenden Tag gemeinsam starten. Julia ist auch am Freitag noch nicht erholt genug, als mache ich mich mit Manu und Jorge auf den Weg. Wir erhalten vorab Infos im Refugio zum Weg und den Schwierigkeiten, denen wir begegnen werden.
Um 10:00 geht’s los auf die Wanderung – klar die schönste und spektakulärste Etappe! Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Stelle, an der geklettert werden muss (Schwierigkeitsgrad 3, für die die etwas damit anfangen können😉). Grundsätzlich technisch nichts Aussergewöhnliches. Der Fakt, dass wir einen grossen Rucksack tragen und keine Sicherung machen die Aufgabe allerdings anspruchsvoller. Wir harmonieren zu dritt sehr gut und meistern die Stelle schnell und problemlos (die zwei haben ebenfalls Kletterkenntnisse💪). Wir haben bald ein riesiges Panorama vor uns, sehen den schneebedeckten Cerro Tronador, den Cerro Cathedral und viele weitere spektakuläre Berge – unglaublich, hermoso! Nach knaoo 4 Stunden erreichen wir den höchsten Punkt des Tages wo wir Mittagessen. Es folgt ein langer Abstieg Kies und über Steine. Zu Beginn kann ich von meinen Skikenntnissen profitieren, es mehr ein rutschen, als ein Wandern😉.
Im Tal angekommen, ist es 16:30 und der letzte Anstieg wartet auf uns. Manu zweigt ab und verlässt uns in Richtung Tal. Jorge und ich bezwingen die letzten 400Hm bei grosser Hitze. Die Wasserverräte reichen bis zum Schluss aus. Beim Refugio Laguna Negra, ist es angenehm warm und windstill – es ist das schönste Refugio auf dem wir eine Nacht verbringen. Wir gönnen uns ein Bier bei der Hütte, gehen schwimmen und kochen unser Abendessen (Herdöpfelstock) am See.
Am nächsten Morgen (Samstag) packen wir unsere Sachen, bauen unser Zelt ab und machen uns bei Zeiten (9:45) auf den Weg. Die heutige Etappe wird in meinem Wanderführer nicht sehr detailliert beschrieben, ich gehe als davon aus, dass der Weg gut zu finden ist und sie nicht weiter schwierig ist – nicht ganz! Jorge wollte zuerst den anderen, direkteren Weg runter nehmen, ich habe ihn aber überzeugen können, dass er mit mir sie letzte Etappe noch macht – zum Glück! Der «Weg» führt über viel loses Gestein und ist länger, als im Führer beschrieben (6Std. statt 4.5). Nach etwa 5 Stunden erreichen wir den Cerro Lopez, endlich. Die Aussicht ist aber extrem lohnenswert und man sieht über den ganzen Lago Nahuel Huapi – wunderschön! Wir essen als Mittag und nehmen dann den 1’200m Abstieg (ca. 2.5 Stunden) ins Tal in Angriff. Wir passieren beim Refugio Lopez, reden nicht mehr viel, wir freuen uns, wenn wir unten sind🙌
Im Tal angekommen, erkundigen wir uns nach dem Bus und fahren damit etwa 1h zurück nach Bariloche. Unsere Beine sind müde, wir freuen uns auf etwas Erholung. Den kommenden Tag (Sonntag) verbringe ich am Strand und damit ein Busticket nach El Chalten für Dienstag zu kaufen. Am Abend gehe ich mit Jorge in ein italienisches Restaurant zum Abendessen – 3 Gänge mit einer Flasche Wein für umgerechnet 20 CHF pro Person!An meinem letzten Tag un Bariloche muss ich mein Hostel wechseln. Ich gehe ins «Hopa Home Hostel Bariloche» – bis jetzt das coolste Hostel, kann ich sehr empfehlen! Danach möchte ich mit Jorge am Lago Moreno ein Kayak mieten. Der Wind sei zu stark, weshalb man sich nur in der Ufernähe aufhaltem dürfe….wir lassen es als bleiben und chillen sonst am Strand. Mittels Autostop gelangen wir zur Cervezeria Berlina, trinken ein Bier und Essen Nachos. Danach geht’s zurück nach Bariloche. Im Restaurant Chimi essen wir Abend. Danach geht’s zurück ins Hostel und ich bereite mich für die 24h Busfahrt am Folgetag um 10:00 vor.
Übrigens, das Wetter was jeden Tag strahlend blau😎👍
Was nehme ich mit:
- es sind nicht alle Wanderwege so gut präpariert und markiert wie in der Schweiz
- Matetee wird immer und überall getrunken
- auch wenn man denn Trekkingrucksack effizient packen soll, so darf der Mate auf keinen Fall fehlen!
- Bariloche ist nicht wie ein Ort in der Schweiz
- gute Freundschaften und 1000 Eindrücke von unglaublichen Abenteuern
- ein weiteres Armbändeli😉
- einen guten Taint
- Schweizer sind überdurchschnittlich gut vorbereitet und ausgerüstet (Manu/Jorge wussten beide nicht, dass das navigieren auf der 3. Etappe so schwierig sein kann und hatten kein GPS bei sich. Wir sind vielen Leuten in Turnschuhen begegnet auf der Wanderung, bei so grossen/losen Steinen eher problematisch)
- meine Suunto Uhr ist der Hammer (Navigation funktioniert sehr gut und der Akku hält extrem lang auch mit aktiver GPS Navigation)
- ich fange an, die Zeit zu vergessen: Hauptsache, wenn’s hell ist, kann ich etwas unternehmen🤷😉
- an den Stränden werden Dinge verkauft, die wirklich auch gekauft werden! (Churros, Chipas (Teigkugeln mit 3 verschiedenen Käsen – mega gut!), andere Gebäcke, Glace und Bändeli)
- keine Bushaltestelle ist mit einem Fahrplan angeschrieben (dieser muss im Internet nachgeschaut werden)
- der Bus ist stärker als die Autos, deshalb hat er auch Vortritt
- eine Fahrt mit dem lokalen Bus kostet egal, ob 5 Stationen oder 1.5 Stunden 62 Pesos (25 Rappen)
- auf den «Wanderwegen» von Bariloche ist man ohne Navigationshilfe verloren
- das Busbillet kostet vor Ort gekauft etwa 15% weniger als in Internet (in diesem Fall 17’820 Pesos (75 CHF), statt 21’000 Pesos)
- Pickups sind inn in Bariloche
- Blogschreiben im Bus ist die perfekte Fahrtbeschäftigung
What’s next
Ich fahre mit dem Bus nach El Chalten, wo wunderschöne Berg wie der Fitz Roy auf mich warten. Ebenfalls will ich den Transfer nach Chile abklären. Wegen Corona sind die Busse, die über die Grenze fahren, eingestellt.
Hasta luego🤙